depression-1241819_1280

Zerbrochen und doch ganz

lautet ein Buchtitel von Saki Santorelli. Wer das ist? Was ist damit gemeint?

Da muss ich etwas ausholen.

Ich hatte das Privileg, dass ich 1998 oder 99 an dem ersten Kurs  Achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionsprogramm (Mindfulness Based Stressreduction Program MBSR) nach Jon Kabat-Zinn in Deutschland teilnehmen konnte.

Nach einem Vorgespräch mit der Kursleiterin, die jahrelang in Amerika bei Jon Kabat-Zinn gearbeitet hatte, diesen Kurs dort gegeben hatte, unter anderem auch in Frauengefängnissen, entschloss ich mich für das achtwöchige Konzept. Zusätzlichen gab es einen Samstag, der in Achtsamkeit und Schweigen stattfand und dann noch das dazugehörigen Abschlussgespräch. Wir gingen auch die Verpflichtung ein, an mindestens sechs Tagen für circa 30-60 Minuten die vermittelten Kursinhalte zu üben.

Im Kurs lernten wir eine Atembeobachtungsmeditation, die aus der buddhistischen Tradition stammt (Vipassana), dann eine Körperwahrnehmungsübung, den so genannten Body Scan, und eine sanfte Form des Yoga mit sehr achtsamen, meditative Übungen.

Besonders beeindruckte mich die sehr warme und freundliche Art der Kursleiterin.

Immer wieder machte sie uns darauf aufmerksam, einen mehr beobachtenden Stil einzunehmen, ermahnte uns, nicht immer gleich zu urteilen oder zu bewerten, sondern einfach nur alles was in den Sinn oder das Gefühl kommt, wohlwollend zu beobachten. Sie machte uns darauf aufmerksam, dass das häufige Bewerten, ob etwas gut ist oder schlecht, eine Eigenschaft der westlichen Kulturen ist.

Das machte mich damals sehr sehr nachdenklich, hatte ich es doch in der Psychotherapie sehr häufig mit Menschen zu tun, die sich selber sehr stark abwerten, urteilen und verurteilen und weder sich noch anderen gut vergeben können.

Dies war das erste Statement, dass mich persönlich und auch meine Psychotherapie nachhaltig verändert hat.

Das andere lebensverändernde Konzept war das der Achtsamkeit. Immer wieder machte uns Ulrike – wir waren Namensvettern – darauf aufmerksam, den jetzigen Moment wahrzunehmen, von Sekunde, zu Sekunde, zu Sekunde, zu Sekunde. Und auch die sich ständig ändernden Inhalte im Verlauf wahrzunehmen. Hatte mich ich mich in Sekunde eins noch angestrengt gefühlt, nachdem ich zu dem Kursabend gehetzt war, war ich vielleicht in Minute fünf z.B. traurig und nach 10 Minuten sehr entspannt und ausgeglichen. Das alles geschah nur in dem kurzen Zeitablauf, in dem ich dort in der Runde saß und äußerlich nichts geschah.

Immer wieder macht uns Ulrike drauf aufmerksam, ganz im Hier und Jetzt zu bleiben, weil das Vergangene Vergangenheit ist und die Zukunft noch nicht eingetreten ist. Eine Zukunft, über die wir uns zwar Vorstellungen machen und sie ausmalen, die aber (noch) keine Realität ist.

Auch das Konzept des im Hier-und-Jetzt-Seins veränderte mein Leben und meine Psychotherapie.

Und der dritte wesentliche Punkt war das Konzept, dass man zwar ein Gefühl haben kann, man als Person aber nicht dieses Gefühl ist. Als sehr emotionaler Mensch wurde mir das persönlich eine sehr große Unterstützung, dass es mir leichter fiel, wenn ich tief in einem Gefühl versunken war, mich leichter davon zu distanzieren und ein freundlicher Beobachter meines Selbst zu werden, nicht urteilend und nicht bewertend.

Das ganz Besondere war ein tiefgreifender Wechsel der Einstellung zu den Gefühlen und später aber auch zu den Schmerzen.

Betroffen von einem Schmerzsyndrom sehr hohen Ausmaßes, dass sehr viele Gelenke betraf mit ständigen Schmerzen, wurde es plötzlich eine große Hilfe, deutlich wahrzunehmen, dass es ein Unterschied ist zwischen Schmerz haben und an Schmerzen leiden.

Später, als das entzündliche Rheuma ausgebrochen war, nahm ich an einem zweiten oder gar dritten Kurs bei Ulrike teil, den sie eigentlich speziell für an Fibromyalgie Erkrankte durchführte. Dieser Kurs wurde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Und es zeigte sich, dass, obwohl die körperliche Situation der Betroffenen sich eventuell nur leicht gebessert hatte, das subjektive Empfinden aber deutlich gebessert war.

Und genau das ist mein Anliegen, diese folgende Botschaft zu vermitteln.

Egal, wie es mir oder anderen Betroffenen körperlich geht, egal wie meine äußere Situation ist (Gefängnis, Sozialhilfe – viele dieser Kurse werden in den USA auch in sozialen Brennpunkten abgehalten):

Ich kann äußerlich zerbrochen und doch innerlich ganz sein, heil sein!

Und genau diese Tatsache, diese Feststellung, diese tief empfundene innere Wahrheit hatte Saki Santorelli in seinem Buchtitel zum Ausruck bringen wollen.

Er war der Nachfolger von Jon Kabat-Zinn in dem von ihm gegründeten Institut.

Ich hatte das große Privileg, an einem Seminar mit Jon und Saki, das 2004 für eine Woche in einem buddhistischen Zentrum in Norddeutschland stattfand, teilnehmen zu können.

Nicht umsonst hat das MBSR einen großen Einzug in die Psychotherapie weltweit gefunden, auch Volkshochschulen und Rehakliniken bieten die Kurse für jedermann an.

Es hat mir so geholfen, mich bei aller körperlichen Versehrtheit, bei allen Schmerzen doch eben ganz und heil wahrnehmen zu können.

Und ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Gefühl des inneren Einklangs mit sich selber eine ganz wichtige Voraussetzung für den Anstoß selbstheilender Prozesse im Körper ist.

Wenn ich mit mir und der Krankheit und meinem Körper hadere, keine tiefe Liebe zu mir selber spüre, mich somit auch nicht geborgen fühlen kann und Angst vor der Zukunft habe, dann verursacht das einen großen inneren Stress, und eben auch einen körperlichen Stress, der Regeneration und Selbstheilung entgegensteht.

Wenn ich mit mir und der Krankheit hadere, keine tiefe Liebe zu mir selber spüre, mich somit auch nicht geborgen fühlen kann, dann verursacht das einen großen inneren Stress, und eben auch einen körperlichen Stress, der Regeneration und Selbstheilung entgegensteht.

Wenn du wissen willst, wie du nicht nur Stress abbauen, sondern auch die Selbstheilung in deinem Körper aktivieren kannst, vereinbare dein kostenloses Erstgespräch

Share this post