Ein gewaltiges Thema für einen kurzen Blog.
Körper: je länger ich Ärztin bin und je mehr wir verstehen, je tiefer wir in die Zelle blicken können, desto größer wird meine Ehrfurcht vor dem Leben und vor dem Leben in jeder einzelnen Zelle.
Ich kann mich daran erinnern, ich saß in einer sehr wissenschaftlichen Fortbildung zu Mitochondrien (das sind die kleinen Kraftwerke in unseren Zellen, bis zu 2000 in einer einzigen Muskelzelle) und einer der Vortragenden warf ein großes Dia an die Wand, übersät mit den Stoffwechselvorgängen, die in einem Mitochondrium stattfinden. Es waren so viele, dass man die ganzen Stoffwechselvorgänge gar nicht lesen konnte, weil sie so klein geschrieben waren.
Mir klappte die Kinnlade herunter.
In einer weiteren hochwissenschaftlichen Tagung sagte einer der Teilnehmer in seinem Vortrag, dass wir wahrscheinlich nur 5 % dessen wissen, was es überhaupt zu wissen gibt. (Wenn überhaupt).
Ich bin bescheiden geworden.
Wir wissen nicht wirklich, wann und warum eine Autoimmunerkrankung zum Ausbruch kommt. Da spielen genetische Faktoren eine Rolle, Umweltbelastungen, Stress, die Ernährung, Infektionen, der Lebensstil und vieles andere mehr. Warum bekommt einer von ein eineiigen Zwillingen mit ähnlichen Lebensumständen eine MS, der andere nicht? Damit beschäftigt sich die Forschung.
Aber was offensichtlich ist, dass, wenn man so eine schwerwiegende Diagnose erhält, es dann wichtig ist, sich auch seelische Unterstützung zu holen, denn so eine Diagnose hat ihre Auswirkungen auf die Seele. Und wenn ich auch den plötzlich erkranken Körper nicht willentlich steuern kann, so kann ich aber sehr wohl etwas für einen guten seelischen Zustand tun.
Auch wenn ich mich jetzt bei Vielen in die Nesseln setze: für mich hat es immer wenig Sinn gemacht, nach dem Warum zu fragen oder nach angeblich typischen Persönlichkeitszügen, die dann zu der typischen Krankheit führen sollen. Da ist die Gefahr zu groß, Schuldgefühle für das Kranksein zu entwickeln.
Ich fand es viel sinnvoller und hilfreicher, mich mit dem Jetzt auseinander zu setzen. Mit dem, was ist mein jetziger Zustand und was kann ich dafür tun, dass es mir in dieser Situation, in der ich jetzt bin, so gut wie möglich geht seelisch. Das kann sicherlich auch bedeuten, im Rahmen einer Psychotherapie zu schauen, was mich aus der Vergangenheit her belastet. Aber die Bewegung der Therapie ist mir sinnvollerweise mehr auf heute und morgen ausgerichtet, nicht auf das Gestern.
In dem Moment, wo ich mich entscheide, mein seelisches Wohlbefinden in die Hand zu nehmen, übernehme ich eine aktive Rolle, fühle mich nicht mehr in der passiven Patientenrolle oder gar in der Rolle eines Opfers von Krankheit.
Ich, und nur ich allein bestimme, wie ich auf äußere Belastungen jeglicher Art, aber auch auf eine Krankheitsdiagnose, Symptome oder Schmerzen reagiere.
Es liegt allein in meiner Hand, ob ich ein Symptom habe, oder an einem Symptom leide. Darin lag auch meine große Chance. Das ist die Chance für jeden, auch diese Entscheidung zu treffen.
Und die nächste große Entscheidung, die ich treffen muss, kann, darf, ist die, ob ich ein passiver Patient bin, der ungefragt dem folgt, was die Ärzte mir anbieten.
Oder entscheide ich mich, ein aktiver Patient auf Augenhöhe zu sein, der sich selber über die Erkrankung und Therapiemöglichkeiten informiert, der selber entscheidet, wann, wie, wo und welche der angebotenen Therapien er annimmt.
Oder ich treffe darüber hinausgehend die Entscheidung, noch über den Tellerrand der Schulmedizin hinauszuschauen und zu prüfen, was es noch an mehr oder weniger nachhaltigen Methoden in der Integrativen Medizin gibt.
Bist du bereit, lieb gewonnene Gewohnheiten loszulassen und neue Wege auszuprobieren, auch wenn sie nicht bequem sind?
Bist du bereit, zum Pionier zu werden auf dem Weg zu deiner ureigenen Gesundheit und Ganzheit?